Goldschmied Robert Bensch: Freiwillige Quarantäne

Goldschmied Robert Bensch vom „Atelier Irgendwo“ in Vilsbiburg hält derzeit den Kontakt zu seinen Kunden ausschließlich per Telefon, Mail, Facebook oder Instagram. Er hat sich selbst Quarantäne verordnet.


Die Werkstatt von Robert Bensch ist geschlossen – obwohl sie als Handwerksbetrieb eigentlich noch geöffnet sein dürfte. Goldschmied Robert Bensch erklärt dies so: „Ich habe eine freiwillige Woche präventive Quarantäne der Werkstatt durchgeführt, keiner rein, keiner raus, außer mir. Mitarbeiter bleiben zuhause und üben sich auf Vertrauensbasis in digitalem Entwurf.“ Bis zum „Ende des Spuks“, also der Corona-Krise, will Bensch keine Kunden empfangen. „Ich will nicht als Verteiler fungieren, egal ob ich darf oder nicht“, sagt er.

Kurzarbeit musste der Designer nicht anmelden. Er hat glücklicherweise ausreichend Vorlauf. Allerdings: Überbrückungskredit und Soforthilfe zur Kostendeckung sind in Beantragung.

Die zwangsweise Entschleunigung nutzt Bensch um Aufträge abzuarbeiten, neue Kunden im Bereich B2B zu kontaktieren sowie existierende Techniken der Schmuckproduktion auszureizen und auszuweiten.

Bensch: „Es ist ja grade Woche 2. Ich werde die frei werdende Zeit auch nutzen um mal weniger als 70 Stunden die Woche zu arbeiten.“ Darüber hinaus möchte er liegengebliebene Dinge abarbeiten.

Zu seiner finanziellen Situation sagt der Goldschmied: „Mir wurde ein Hausbank-Kredit angeboten, aber zu Konditionen, die man mir zu normalen Zeiten nicht vorlegen hätte brauchen. Geld kann ich bekommen, darf es dann aber zu relativ überzogenen Zinsen wieder zurückzahlen.“

Es werde sich zeigen, wie lange man die derzeitige Situation noch durchhalten könne. Gerade habe man in Maschinen zur präziseren und umfassenderen Schmuckherstellung investiert und eine neue Goldschmiedin eingestellt, was jetzt natürlich die Kassen geleert habe. „Es wird nicht komfortabel, aber wir werden uns nötigenfalls bis ins Weihnachtsgeschäft schleppen, wenn auch alles nicht notwendige gestrichen werden muss“, so Bensch. Wie lange wird der Shutdown dauern? „Ich hoffe auf vier Wochen, rechne mit drei Monaten und fürchte mich vorm halben Jahr!“

Krisen-Tipps für Kollegen? „Weniger auf biegen und brechen versuchen. Man wird sich nach der Pandemie merken, welche `Konkurrenz´ sich vorbildlich verhalten hat, und welche nicht.” Jetzt sei die Zeit, mit recht einfachen Mitteln sich positiv hervor zu tun.

 

Serie:

In der Serie „Corona-Krise: Wir fragen – Sie antworten!“ sind bisher folgende Beiträge erschienen:

„Nicht jammern und negative Stimmung verbreiten – machen!“: Juwelier Marcus Brosizo

Hat seine Optiker- und Goldschmiede-Werkstatt wieder für „Notfall-Service“ geöffnet: Holger Steidinger

Bleibt freiwillig in Quarantäne, bis der „Spuk vorbei ist“: Goldschmied Robert Bensch

Nutzt die Zeit zum Auffüllen des Lagerbestands und zum Ausmisten seiner Werkstatt: Goldschmied Gebhard Klarer

Fokus in die Zukunft – bietet Gutscheine für die Zeit danach an: Simone Stadler

Nutzt die Corona-Krise für einen Umbau: Kathrin Stahl

Fertige Reparaturen selbst an Kunden ausliefern? Neue Wege sucht Guido Vetter

Bringt seine beiden Webshops auf Vordermann: Goldschmied Patrick Schell

Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

Derzeit keine Inhalte