Unterschätzter Umsatzträger: Der Markt braucht Ketten!

Der Schneewittchenschlaf der Kette ist vorbei. Christoph Paukner erkennt eine steigende Nachfrage nach Schmuck-Colliers. Und der Pforzheimer Schmuckunternehmer Falk Dettinger übernahm zu Beginn des Jahres den Kettenspezialisten Clioro. Höchste Zeit für Juweliere, sich dem Thema zu widmen!

Sie hat lange Zeit in der Schublade geschlummert oder galt als „prollig“: die Kette. In den meisten Juweliergeschäften führt sie heute ein sprichwörtliches Schattendasein. Doch jetzt berichten Lieferanten wie Engelsrufer, Julie Julsen, Thomas Sabo und Domus Aurea von ungeahnter Nachfrage und bauen ihr Angebot sukzessive aus. Auch der Linzer Schmuckgroßhändler Christoph Paukner berichtet von einem steigenden Interesse an größeren Schmuck-Colliers.
Unsere Straßenumfrage unter Verbrauchern bewies ebenfalls: Es ist Zeit für die Kette! „In der Vergangenheit haben Juweliere den Goldschmuck vernachlässigt. Nun brauchen sie bitter nötig einen Ersatz. Denn Uhren drehen sich, aber bei Ketten kann ich noch verdienen“, bestätigt Clioro-Gründer Franco Pitscheider. Margen von zweieinhalb bis drei seien für den Handel möglich.

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Handelspotenzial Kette

Pitscheider hat soeben in dem Pforzheimer Falk Dettinger seinen idealen Nachfolger gefunden. Dem Inhaber der High-End-Marken Eugen Dettinger und A.Odenwald kam das Übernahmeangebot sehr gelegen, so oft, wie er von Kunden auf gute Ketten angesprochen wurde. „Ich war selbst überrascht, wie viele Ketten ich mitverkaufe – quasi bei jedem zweiten Anhänger“, sagt er und resümiert: „Der Markt braucht Ketten!“ Die gute Partnerschaft von Pitscheider und Neo-Inhaber Dettinger zeigte sich auch auf der Inhorgenta Munich, wo beide am Clioro-Stand anzutreffen waren.
Wo gibt es gute Ketten?

Höchste Zeit für den Handel, in den kommenden Monaten sein Kettenangebot zu überdenken und eventuell auszubauen. Denn Juweliere können mit Ketten Schmuck- und Beratungskompetenz beweisen und sich ein gutes Stück Unabhängigkeit (nicht nur vom Uhrenmarkt) erarbeiten. Wer sich abheben will, setzt auf individualisierte Schmuckstücke. Ketten sind geradezu ideal dafür, bestätigt Manuel Rudorfer, Geschäftsführer des Edelmetallhauses Domus Aurea: „Ketten und Colliers lassen sich mit Designelementen und Anhängern vielseitig aufwerten. Daher sind sie für jeden kreativen Goldschmied und Juwelier ein Muss.“
Christoph Paukner im Gespräch:

DERJUWELIER.at: Herr Paukner, präsentiert der Juwelier die Kette richtig?

Christoph Paukner: Die Emotionalisierung dieses Themas in Richtung Konsument kann vereinzelt sicherlich noch intensiviert werden. Mancherorts wird die Kette als „gegeben“ bzw. „einfach notwendig“ hingenommen, die Vielseitigkeit und Kombinationsfähigkeit nicht hinreichend dargestellt. Wie bei jedem anderen Schmuckstück auch sollte die Sinnlichkeit der Kette zum Ausdruck kommen. Die Geschmeidigkeit, das Spiel mit dem Licht kann durch Drehen und langsames Ziehen über eine Büste oder den Handrücken vorgeführt werden; die Wechselwirkung und Harmonie mit dem Anhänger sollte ausreichend verbal unterstrichen werden.

DJ: Worauf sollte man beim Verkaufsgespräch achten?

Paukner: Zur Vermeidung von Reklamationen ist es gut, wenn man etwas über die Tragegewohnheiten erfährt. Möchte eine Kundin z.B. einen Solitaire-Anhänger Tag und Nacht tragen, ist vielleicht eine Rundankerkette besser als eine Schlangenkette, da letztere knicken kann.

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