Nomos und seine Online-Strategie

Für Nomos-Chef Roland Schwertner geht die Strategie mit Chronext und Chrono24 (wir haben berichtet.) voll auf. Davon werde auch der Juwelier profitieren, sagte er im Gespräch mit „Blickpunkt Juwelier“.


„Wir verkaufen heute wesentlich weniger Uhren auf Chronext, aber halten die Preise stabil“, fasst Schwertner den aktuellen Stand zusammen. Chronext habe in der Vergangenheit „richtig viele“ Nomos-Uhren verkauft, die sie von Händlern bekommen hätten, die dort mit Rabatt verkaufen. Dies sei nun verhindert worden. Dieser Kanal sei nun dicht.

Zudem stellt Schwertner die Frage, wie zukunftsfähig genau diese Händler überhaupt seien, die Nomos-Uhren mit 20 % Rabatt anbieten und zusätzlich noch 15 % an Chronext abführen, nur um Ladenhüter abgenommen zu bekommen. Doch wenige Händler seien dies nicht, so Schwertner. Nomos bekomme diese Händler nicht mehr kontrolliert, es seien zu viele. Auch deswegen sei es zur Kooperation mit Chronext gekommen.

Die Bereitschaft einiger Partner, rabattierte Modelle an Chronext zu liefern, ist für Schwertner besonders verwunderlich, weil er seinen Händlern keinen Abnahmedruck mache. Niemand müsse bei Nomos einkaufen, es gebe keine Mindestmengen.

Viele Juweliere würden das Online-Geschäft nicht verstehen, hätten Angst und seien gegen jeden, der online verkaufe. Dabei hätte der eigene Online-Shop von Nomos, der 2010 an den Start ging, zur Sicherheit beigetragen. Denn würde heute ein Konsument mit dem Angebot einer stark rabattierten Nomos auf den Juwelier zukommen, könne jederzeit die Echtheit der Uhr beziehungsweise die Garantieleistung angezweifelt werden. Nomos habe im eigenen Online-Shop die Preise eingehalten, ebenso die Partner mit Erlaubnis zum Online-Verkauf wie beispielsweise Manufactum, Mr. Porter oder auch Juwelier Blome.

Auch Chronext hätte sich nun seit drei Monaten an die Preise gehalten, „und zwar picobello“, so Schwertner. Sobald dies nicht mehr der Fall sein sollte, würde Nomos sofort die Zusammenarbeit beenden. Da es mit Chronext wie mit allen anderen Händlern keine Verträge gebe, könne die Lieferung sofort eingestellt werden. Chronext wolle allerdings einen Imagegewinn haben, deswegen würden sie nicht reduziert verkaufen.

Mit Chrono24 und Chronext sitze der weltführende Online-Handel von Luxusuhren in Deutschland. „Und wir sitzen mit im Cockpit“, so Schwertner. „Ich bin mir sicher, dass beide Unternehmen ehrlich werden wollen. Der eine als offizieller Händler, der andere im Zweitmarkt.“ Wenn die beiden es schaffen würden, sei der Markt geklärt. Egal, ob sich nun Ebay ebenfalls um Luxusuhren bemühe, oder künftig vielleicht Amazon oder Zalando.

Auch die Preisentwicklung bei Chrono24, wo neuerdings aufgearbeitete Modelle von Nomos angeboten werden, schätzt Schwertner als bislang positiv ein. Wenn man es schaffe, die „refurbished“ Modelle für 15 bis 20 % Nachlass zum Neupreis zu verkaufen, dann könne man den Graumarkt in Schach halten. Das sei wie in der Automobilindustrie. Wenn VW es schaffe, Jahreswagen für 85 % zu verkaufen, würde kein Konsument einen EU-Import für 80 % kaufen. Schwertner: „Wenn wir es schaffen, die alten, gebrauchten Uhren auf Chrono24 für 80 % zu verkaufen, dann kann doch der Juwelier eine neue für 100 % verkaufen.“

Einen ähnlichen positiven Effekt für den stationären Juwelier sieht Schwertner bei den limitierten Bauhaus-Uhren, die bei Chronext innerhalb einer Stunde ausverkauft gewesen seien, aber noch weiterhin auf der Homepage beworben werden. Der Konsument, der bei Chronext nicht zum Zuge gekommen sei, würde dann zum stationären Händler gehen. Die Werbewelle rolle.

Bisher, nach drei Monaten der Zusammenarbeit mit Chronext, hätten sich die Umsätze und Verkaufszahlen halbiert, so Schwertner. Deswegen würde es trotz der beiden neuen Handelspartner Chronext und Chrono24 auch keine Lieferprobleme geben. Einzige aktuelle Ausnahme sei die limitierte Bauhaus-Kollektion gewesen, die unter allen Händlern nach Größe und Werbewirkung verteilt worden sei.

Funktioniert die Idee der Zusammenarbeit mit Chronext für Nomos, würden genau die Händler, die in der Vergangenheit rabattiert an Chronext geliefert haben, auf der Strecke bleiben.

Einen Imageverlust für Nomos aus der Zusammenarbeit mit Chronext sieht Schwertner nach Anfrage von „Blickpunkt Juwelier“ als mögliches Risiko. Die Swatch Group habe durch die Kooperation mit Chronext einen riesigen Shitstorm bekommen, ebenso Nomos beim eigenen Online-Shop – heute allerdings sei der Shop kein Problem mehr, da die Händler gesehen hätten, dass die Preise dort eingehalten würden und es in der Regel auch keine anderen Lieferzeiten gebe.

Die Idee hinter der Zusammenarbeit mit Chono24 und den dort angebotenen refurbished Modellen hat ebenfalls einen Graumarkt-Hintergrund. Die von Nomos angebotenen Modelle auf Chrono24 zeigen auf den Produktfotos auch die Seriennummer. Der Konsument wird darauf hingewiesen, darauf zu achten, ob die Seriennummer sichtbar oder herausgestempelt worden ist. Bei einer sichtbaren Nummer könne er sicher sein, ein echtes Modell zu haben. Ist dies nicht der Fall könne es sich um Unechtware oder Hehlerware aus einem Diebstahl handeln. Ziel sei es, Zweifel am Graumarkt durch Transparenz entstehen zu lassen, so Schwertner.

Neben einem Imagegewinn für Chrono24 sei das Ziel der Zusammenarbeit, Gebrauchtuhren teurer zu verkaufen und den generellen Wiederverkaufswert der Nomos-Uhren hoch zu halten. Wie bei Rolex.

Die besagten refurbished Modelle speisen sich nach Schwertners Angaben neben Presse- oder Messe-Uhren aus Modellen, die aus dem Handel zurückgekommen und dann rein rechtlich nicht mehr als neue Uhr verkauft werden dürfen. Seit 25 Jahren seien diese Uhren bislang in Glashütte gesammelt worden. Nun gebe es mit Chrono24 eine Möglichkeit, diese Uhren an Sammler zu verkaufen. Beispielsweise Orion-Modelle mit altem Uhrwerk oder Restposten von Sondereditionen, beispielsweise der Lufthansa. Alle Modelle seien dokumentiert, man sehe die Jahreszahlen. Dies seien keine großen Stückzahlen, so Schwertner, für Chrono24 aber sei es ein Imagegewinn und für Nomos eine Möglichkeit, den Begriff „refurbished“ zu besetzen.

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