Neustart bei Ehinger-Schwarz 1876

Der neue Inhaber und Chef von Ehinger-Schwarz, Dr. Christoph Weiß, räumt kräftig auf. Neue Kollegen wurden eingestellt und die Kollektion verschlankt. Wir haben alle Neuerungen für Sie zusammengestellt.

Die Leistungen von Wolf-Peter Schwarz sind unbestritten. Er hat mit seiner Firma Ehinger-Schwarz deutsche Designgeschichte geschrieben. Doch in den vergangenen Jahren lief es nicht mehr rund. Allein die Frage, was Ehinger-Schwarz ist, konnte bei den zahlreichen Neuausrichtungen und Neukonzeptionen der vergangenen Jahre nicht einfach beantwortet werden. Für zahlreiche Juweliere wurde die Marke schlichtweg zu teuer, da das Lager vor allem bei der Sammelmarke Charlotte stieg.

Der klare Neuanfang, komplett ohne Familienbeteiligung, startet nun unter guten Vorzeichen. Mit Christoph Weiß ist ein Betriebswirt als Alleingeschäftsführer am Ruder, der so manchen Mittelständler wie den Elektrowerkzeughersteller Festo oder den Traktorhersteller Holder in die Zukunft geführt hat und dabei meist nicht nur Unternehmensberater war, sondern auch Beteiligungen an den Firmen übernahm. Bei Ehinger-Schwarz hält er die Mehrheiten und ist operativer Chef. Er hat den langjährigen Niessing-Chef-Designer Timo Küchler sowie den Münchner Bucherer-Storemanager Bernd Keil ins Team holen können. Für den Unternehmensberater ist ganz klar, wie das Bild der Marke auf keinen Fall aussehen darf – vergleichbar. Deswegen konzentriert man sich auf die drei Themen, die in der Vergangenheit eigentlich beständig, aber nicht immer sichtbar gepflegt wurden: „Wandelbar“, „Natur“ und „Story“. Die Linie „Tipit“ beispielsweise wird als Teil der Grundkollektion weiterhin gepflegt, bekommt aber keinen eigenständigen Auftritt am P.O.S. mehr. Denn alles, was die Marke Ehinger-Schwarz 1876 verwässern könnte, wurde gestrichen. Einen Kult rund um Familie und Hund Schwarz soll es nicht mehr geben. Für Branchenneuling Christoph Weiß ist in der Retrospektive die Marke Charlotte zu schnell gewachsen und wurde demnach zu stark ins Zentrum gerückt, was letztendlich der Hauptmarke Ehinger-Schwarz 1876 geschadet hätte. „Durch den großen Charlotte-Erfolg ist auch Ehinger-Schwarz zum Modeschmuck verkommen“, sagt Weiß. Seine Zukunft sieht er im Aufbau einer Marke, die den Marktregeln gerecht wird. Sein „Bermuda-Dreieck“ besteht aus Produkt, Preis und Distribution.

Produkt

Die Kollektion von Ehinger-Schwarz, die seit der ersten Ringkollektion von Charlotte im Jahr 1994 zusehends unechter geworden ist, besteht nun nahezu ausschließlich aus Echtschmuck. Christoph Weiß und Timo Küchler (der vor seiner Zeit bei Niessing bereits bei Ehinger-Schwarz angestellt war und unter Wolf-Peter und seiner Frau Ann-Charlotte Schwarz gearbeitet hatte) vergleichen ihre derzeitige Arbeit mit der eines Archäologen, der vorhandene Werte ausgräbt und somit Tradition freilegt. Altes wird hier neu interpretiert. Wie gut das bereits in der ersten Kollektion funktioniert hat, lesen Sie auf der folgenden Doppelseite. Die Größe der Gesamtkollektion wurde auf 570 Produkte verschlankt. Die Kalkulation für den Einzelhandel liegt derzeit bei 2.6 bis 2.7 und soll auf 3.0 steigen. Die Lieferzeit soll auf 48 Stunden sinken.

Preis

Die Kernverkaufspreislage von Ehinger-Schwarz liegt nun zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Wobei vor allem im Einstiegssegment (siehe nächste Seite) starke und aussagekräftige Designs entstanden sind. Das große Vorbild für Christoph Weiß in Sachen Markenführung ist Tiffany: „Die sind klar positioniert, und bieten trotzdem eine Preislage an von etwa 100 Euro bis in den nahezu unbezahlbaren Bereich hinein.“ Trotz des breiten Preisspektrums will man spitz und fokussiert in den Markt gehen, denn den Verdrängungswettbewerb in der Schmuckbranche schätzt auch Weiß als hoch ein, was sich nicht zuletzt in den Schaufenstern der Juweliere zeigt.

Distribution

Die Distribution hat Weiß nun auf etwa 80 aktive Verkaufspunkte geschrumpft, die nun nach den Regeln des selektiven Vertriebs arbeiten und mit ihrem Investment von etwa 5.000 Euro ein adäquates Bild am P.O.S. abgeben sollen. Die Marke soll nicht mehr „nebenher“ geführt werden. Das erste Etappenziel sieht Weiß bei etwa 200 aktiven Verkaufspunkten für Deutschland. Die eigenen Geschäfte, fünfzehn sind es derzeit, werden weitergeführt, allerdings nicht unter dem Namen Charlotte. In Frankfurt beispielsweise passt man den Standort an und macht in der Goethestraße Platz für IWC und zieht in die Kaiserstraße.

Das Ziel ist für Weiß klar definiert: „Es geht hier nicht um sentimentalen Schmuck. Wir wollen Geschäfte machen und unsere Mitarbeiter bezahlen können.“ 2020 soll der Umsatz bei 20 Millionen Euro liegen. Derzeit bewege er sich im hohen einstelligen Millionenbereich.

Weitere Infos rund um die Uhren- und Schmuckbranche lesen Sie in der 11. Ausgabe des BLICKPUNKT JUWELIER.

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