Meissen – Zurück zum Ursprung

„Streicht die Porzellanmanufaktur 30 % aller Jobs?“, stand Anfang Juli in der BILD-Zeitung. Das wird von der Meissen dementiert. Fest steht, dass man sich künftig wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren will. Wo liegen die Ursachen der Misere?

Wie das Unternehmen mitteilte, wurde das Geschäftsjahr 2015 mit einem Minus von gut zwölf Millionen Euro abgeschlossen (2014 betrug der Verlust gar 19 Mio.). Das sorgte Anfang Juli für kräftiges Rauschen im deutschen Blätterwald. Ein wichtiger Grund für den Verlust seien Rückstellungen und Abschreibungen auf das Tochterunternehmen Meissen Italia. Die Vertretung in Mailand soll deshalb zum Jahresende geschlossen werden.
Faktum ist: 2014 hatte das Unternehmen mit 19,2 Millionen Euro noch mehr Verluste gemacht. Meissen-Geschäftsführer Dr. Tillmann Blaschke, der die Geschäfte des Staatsunternehmens erst vergangenes Jahr übernommen hat, kommentierte das in einer Mitteilung: „Wir haben 2015 hart gearbeitet und viele Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die ersten Ergebnisse sind zu sehen, aber ein solcher Prozess braucht Zeit.” Fest steht: Der Aufsichtsrat empfahl der Geschäftsführung, sich künftig auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.

Der gemeinsame Nenner von Meissen & Porsche Design?

Dem vorausgegangen ist, dass Meissens Ex-Geschäftsführer Christian Kurtzke das Sortiment um Luxus-Produktgruppen wie Möbel, Lampen etc. erweiterte und um viel Geld in Mailand eine historische Villa für Repräsentationszwecke erstanden und aufwändig restauriert hatte. Kurtzke wollte die DNA von Meissen auf Möbel, Kleider und sonstige Luxus-Produkte übertragen. Viele kreiden ihm die Entfernung vom Kerngeschäft der Traditionsfirma jetzt an und werfen ihm unbezahlbare Höhenflüge vor. 2013 hatte er die Holding „Meissen Couture” gegründet und mit den Sparten „Meissen-Joaillerie“, „Meissen-Fine Art” und „Meissen-Home” breit aufgestellt. Dies brachte allerdings nicht die erwarteten Erträge. Als weiterer Grund für den hohen Jahresverlust wurde die 2015 unerwartet geringe Nachfrage aus Russland und China genannt.

Kurtzke – vom „Manager Magazin” als „Narziss mit Goldrand” bezeichnet – ging im März 2015 und wechselte mit großen Plänen zur Porsche Design Group in Ludwigsburg bei Stuttgart. Auch hier zog man nach gerade einmal 16 Monaten im Juni die Reißleine. „Christian Kurtzke ist ab sofort nicht mehr Geschäftsführer der Porsche-Design-Group. Er scheidet aufgrund unterschiedlicher Ansichten über die strategische Ausrichtung des Unternehmens aus“, teilte man bei Porsche Design mit. Uhren-Experten Gisbert Brunner zufolge habe der 47-Jährige eine Vision für Porsche-Design vermissen lassen. Stattdessen gab Kurtzke das Ziel aus, Porsche Desgn zur „weltweit attraktivsten Sport-Lifestyle-Marke“ zu machen und kopierte damit ein bereits in Sachsen erfolgloses Konzept. Denn unmittelbar nach seinem Start in der Manufaktur hatte der Manager davon gesprochen, Meissen in die „weltweit führende deutsche Luxusmarke“ zu verwandeln. Doch die Expansion war äußerst kostspielig. Blaschke muss nun die Scherben nach dieser hochtrabenden Expansion wieder zusammenkleben.

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