Made in Germany war gestern

Verbraucher setzen auf Tech-Giganten wie Apple und personalisierte Angebote, etwa von Netflix. Deutsche Marken haben den Absprung ins Digitale Zeitalter verpasst und werden deshalb immer unwichtiger. Das geht aus dem Markenranking “Brand Relevance Index” hervor.


Deutsche Marken sind Verbrauchern unwichtiger geworden. Dies legt zumindest der “Brand Relevance Index” des Beratungsunternehmens Prophet nahe: In den Top 10 der wichtigsten Marken in Deutschland taucht kein deutsches Unternehmen mehr auf.

Apple dominiert das Ranking, gefolgt von Google. Bernhard Schaar, Associate Partner von Prophet, sagt, das liege sicherlich auch an dem geschlossenen System zwischen den einzelnen Apple-Produkten. Deutschen Firmen mangele es hingegen an digitalen Geschäftsideen. “Die Deutschen haben es nicht geschafft, auf der digitalen Schiene federführend zu sein. Deshalb haben wir die Top Zehn verpasst”, so Schaar. Deutsche Marken seien nur darin gut, worin sie immer gut waren, ergänzt er und verweist auf Miele (Platz 13), Siemens (Platz 24) und Bosch (Platz 33). Unter den relevantesten 50 Marken im Inland sind etwa ein Drittel deutsche Namen. Die hätten es zumindest geschafft, eine Brücke zwischen online und offline zu bauen. Adidas, direkt hinter Nike auf Platz 15, hätte mit eigenen Fitness-Apps neue Kunden gewonnen.

Der Sportwarenhersteller ist auf dem internationalen Markt die beliebteste deutsche Marke. In Großbritannien ist Adidas mit Platz 29 der beliebteste deutsche Name. In China liegt Adidas auf Platz 14 und ist damit der einzige deutsche Titel unter den Top 40. In den USA konnte Adidas noch Platz 50 erreichen und taucht damit als einzige deutsche Marke unter den ersten 50 auf. 

Während Großbritannien, USA und Deutschland allesamt Apple als relevanteste Marke sehen, verfehlt der Silicon Valley-Riese in China knapp die Top 10. Chinesen setzen bei ihrem Smartphone lieber auf Huawei (Platz 4). “Chinesen entwickeln ein immer größeres Markenbewusstsein auch für die lokalen Marken”, sagt Schaar. Dabei belegt das Online-Bezahlsystem Alipay den ersten Platz, auf Platz drei liegt der Messaging-Dienst WeChat. Nur um das amerikanische Android (Platz 2) kommen Chinesen nicht herum.

Der Trend geht insgesamt zur persönlichen Entfaltung. Spotify stellt individuelle Playlisten zusammen, die auf den Musikgeschmack der Nutzer zugeschnitten sind, Netflix empfiehlt passende Serien und Amazon spricht Kaufempfehlungen aus. Zalando (Platz 47 in Deutschland) hat das Konzept von Amazon für den Modeversand übernommen.

Soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram tauchen nicht mehr unter den Top 50 auf, Whatsapp ist nun nicht mehr in den Top 10, sondern auf Platz 20. Bei Spotify, Netflix oder dem Bildernetzwerk Pinterest (Platz 38 in Deutschland) liegt der Fokus eher auf der eigenen Welt. “Wir wollen anscheinend nicht mehr herausgefordert werden: Mein Haus, mein Auto, mein Handy – diese Zeiten gehen wohl dem Ende entgegen. Wir haben genug Druck im Alltag, und werden genug verglichen”, sagt Schaar. Konsumenten wollen mehr Zeit für sich selbst und es dabei so unkompliziert wie möglich haben. “Mit Netflix können wir uns berieseln lassen und Ablenkung von den schlimmen Ereignissen der Welt da draußen finden: Brexit, Trump, Chemnitz. Wir wollen es bequem, wir wollen eine Komfortzone und diese stellen relevante Marken insbesondere im digitalen Bereich erfolgreich zur Verfügung” (Quelle: manager-magazin.de).

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