Kommentar zur neuen Jaeger-App

Jaeger jagt den Juwelier vor sich her. Mit der neuen App von Jaeger-LeCoultre umgeht der Lieferant den stationären Fachhandel direkt, kommentiert Ulrich Voß, Chefredakteur „Blickpunkt Juwelier“.


Die Strategie von Jaeger-LeCoultre (siehe hier) ist klar und bestätigt all diejenigen Konzessionäre, die sich fragen, warum sie von einigen Luxusuhrenmarken keinen Werbekostenzuschuss mehr für Print bekommen: Jaeger-LeCoultre sucht den direkten, den engen Kontakt zum Konsumenten. In diesem Fall ist der Kontakt sogar hautnah.

Bereits Chrono24 hatte eine App mit diesem System im Herbst vergangenen Jahres vorgestellt und markenneutral einige Bestseller wie die Submariner von Rolex in der Augmented-Reality-Version vorgestellt. Die Idee hinter dieser Innovation ist für den E-Commerce’ler Chrono24 bislang eine Spielerei, die vielleicht in Zukunft ein größeres Potential entwickeln könnte. Bei Jaeger-LeCoultre ist die App der aktuelle Baustein einer Strategie, den stationären Fachhandel zu umgehen. Baustein eins war der eigene Onlineshop. Baustein zwei waren Event-Einladungen, beispielsweise zum Genfer Uhrensalon SIHH. Baustein drei sind eigene Stores oder limitierte Store-Editionen. Und nun folgt die nächste Stufe. Der Lieferant verschickt Bänder an die Konsumenten, damit sie erst gar nicht mehr vom Sofa aufstehen müssen.

Spätestens jetzt weiß man, warum Kundendaten als künftige Währung gehandelt werden. Spätestens jetzt wird sich der IWC-Konzessionär ärgern, warum er seinen Kunden die IWC-Magazine mit Gewinnspiel gegeben hat, bei denen man nur die vorgefertigte Postkarte mit Privatanschrift ausfüllen und nach Schaffhausen schicken muss.

Aus Sicht des Lieferanten ist die App richtig, denn schon allein die Chance damit Neukunden für das Thema mechanische Uhr zu begeistern, rechtfertigen jeden Aufwand. Aus Sicht des Juweliers ist die App ärgerlich.

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