Jetzt gibt’s was auf die Uhren – die neue Deutsche Welle

Nur weil etwas alt ist, muss es nicht out sein. Das beweisen neue Uhrenmarken, die so neu gar nicht sind – oder deren Idee aus längst vergangenen Tagen stammt: Vier neue Marken mit vier ganz unterschiedlichen Geschichten.

DuFa – Deutsche Uhrenfabrik Thüringen

Was vor über 150 Jahren begann und seit 90 Jahren im Verborgenen schlummerte, wurde vor Kurzem zu neuem Leben erweckt: die deutsche Uhrenfabrik Thüringen – kurz DuFa.

„Eine Marke wiederzubeleben bedeutet mehr, als dass sich die Besitzverhältnisse ändern und Dinge fortgeführt werden, die in der Vergangenheit gemacht wurden“, ist man sich bei DuFa einig. Denn dafür ist mehr notwendig – eine sorgfältige Analyse der Traditionen, der Geschichte und der Vergangenheit gehört bestimmt mit dazu. Markus Kölschbach, Vertrieb: „Wir sind diesen Weg bei DuFa gegangen, um den Ursprüngen der Marke und den wichtigsten Elementen der deutschen Feinmechanik und Uhrenherstellung Tribut zu zollen.“ In Sachen Design ist man sich treu geblieben: Der Bauhaus-Stil ziert nicht nur die Uhren mit VK-Preisen zwischen 299 und 679 Euro, auch die Namen der Zeitmesser erinnern an die Großen dieser Ära. Kollektionen wie Gropius, van der Rohe, Hannes (nach Hannes Meyer), Albers, Breuer oder auch Weimar oder Gotha erinnern an die Blütezeiten der deutschen Bauhaus-Kultur.

TUW Ruhla – Revival aus Thüringen

Ruhla wurde 1892 in einer kleinen thüringischen Bergstadt im Herzen Deutschlands gegründet.

Schon 1897 wurden täglich 4.000 Taschenuhren produziert, viele davon für den US-amerikanischen Markt. Nur elf Jahre später stellte man die ersten seriengefertigten Armbanduhren „Made in Germany“ her. 1978 schaffte es die Ruhla mit DDR-Astronaut Sigmund Jähn sogar ins Weltall: Er trug sie beim Interkosmos-Flug der Sojus 31. Die DDR-Uhrenmarke erreichte in den 1980er Jahren ihren Höhepunkt: Zu diesem Zeitpunkt wurden nach eigenen Angaben über 8.000 Uhrmacher beschäftigt und jährlich bis zu zwei Millionen Uhren produziert. Die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 und die Einführung der freien Marktwirtschaft beendete vorerst die Uhrenproduktion im thüringischen Ruhla. Nun, 26 Jahre später, soll die Uhr unter dem Markennamen TUW Ruhla erneut durchstarten.

Die beiden Unternehmer Gunther Beck und Alexander Lange mussten die Ruhla-Uhren zurück an die Handgelenke bringen. Das aktuelle Design leitet sich von den Vorgänger-Modellen der 1960er, 1970er und 1980er Jahre ab und setzt damit auf Retro-Charme. Mit Hilfe eines Kickstarter-Projekts sammelten die Jungunternehmer rund 25.000 Euro und konnten mit der Vorserienmontage starten, um die Uhren auf Feder und Rädchen zu überprüfen. Vorbestellungen sind bereits möglich, die Modelle mit Quarz- oder Automatikwerk werden dann direkt aus Ruhla ausgeliefert.

Rosenthal – Damenwahl

Eine bekannte deutsche Marke in neuer Umgebung – Point tec-Mastermind Willi Birk, der schon Junkers- und Zeppelin-Uhren zu Erfolg verhalf, hat sich entschieden: Rosenthal-Uhren sollen der neue Coup sein.

Zeitgemäße Eleganz, deutsche Formensprache und Schweizer Präzision kombiniert mit einem Zifferblatt aus feinstem Rosenthal-Porzellan zeichnen Birks neue „Made in Germany“-Uhrenmarke aus. Die teilweise mit Gold handbemalten Porzellanzifferblätter mit ihrer seidig glänzenden Oberfläche werden mit viel Liebe zum Detail und höchster Handwerkskunst bei der bekannten Porzellanmanufaktur Rosenthal im oberfränkischen Selb gefertigt. „Der Weg bis zum fertigen Produkt hat uns viele schlaflose Nächte gekostet“, erzählt Birk. „Denn Porzellan ist ein komplett neuer Werkstoff in der Uhrenerzeugung.“

Doch die Mühe hat sich gelohnt. Nicht nur die Damenwelt ist von diesen außergewöhnlichen Zeitmessern in der VK-Preislage 250 bis 300 Euro begeistert. Auch die Juweliere setzen auf diese kleine, feine Kollektion, die für Dekozwecke mit einer Rosenthal-Vase ausgeliefert wird, mit der sie einmal mehr auf das starke Verkaufsargument „Made in Germany“ hinweisen können.

Carl von Zeyten – Geschichten aus dem Schwarzwald

Auf der Inhorgenta Munich 2015 stellte Cristano eine neue Uhrenmarke vor: Carl von Zeyten. Der Clou dahinter: Langjährige Tradition aus dem Schwarzwald.

Die Geschichte von Carl von Zeyten liest sich wie eine lange Tradition: „Es begab sich Mitte des letzten Jahrhunderts im Schwarzwald, dass ein fleißiger und handwerklich begabter Uhrmacher sein ganzes Wissen und Schaffen in die Entwicklung, Montage und Instandsetzung von Taschen- und Armbanduhren investierte. Schnell wurde er über die Grenzen hinaus bekannt und man nannte ihn fortan Carl von Zeyten. Später nutzte er seine Erfahrung und sein Wissen, um einige Armbanduhren für handverlesene Kunden in handwerklicher Uhrmacherkunst zu montieren.“

Als Hommage an diesen Uhrmacher entstand die Marke Carl von Zeyten. Doch: Diese Geschichte ist nichts weiter als ein schönes Märchen. Real ist, dass man sich bei Cristano vor einigen Jahren der Tüftlertradition aus dem Schwarzwald besann und klassisch zeitlose Uhren schuf. Ergebnis ist eine kleine, feine Kollektion mit schlichten Automatik- und Quarzuhren mit klingenden Namen wie Waldburg, Eisenbach oder Etterlin. Ob Carl von Zeyten nun wirklich gelebt hat oder nicht – Faktum ist, dass die Geschichte dahinter für jede Menge Gesprächsstoff beim Verkauf sorgen und die lange Tradition, auf die sie verweist, ein besonderes Sicherheitsgefühl beim Konsumenten schaffen kann.

Teilen
Keine Kommentare

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

Verwandte Themen

Ähnliche Themen

Derzeit keine Inhalte