Experiment: Markenloser Luxusmarktplatz Italic

Ein spannendes Experiment, das die ganze Branche umkrempeln kann: Über das Onlineportal Italic sollen Luxusartikel-Fabriken direkt an Endkunden verkaufen können. 


Eine Handtasche aus der selben Fabrik wie solche des Luxus-Labels Céline, eine Brille vom selben Hersteller, der auch für Ray Ban produziert, ein Schal aus der Burberry-Weberei – und das alles für einen Bruchteil des Preises, der für die Markenartikel aufgerufen wird. Mit diesem Versprechen will Italic einen Online-Marktplatz aufbauen, der die Luxusbranche umkrempeln soll.

„Uns allen ist klar, dass die teuren Dinge, die wir kaufen, nicht teuer in der Herstellung sind, sondern nur teuer im Verkauf“, so Jeremy Cai, Gründer von Italic. Luxusmarken würden ihre Ware teilweise für das Zehnfache des Herstellungspreises verkaufen – und einen beträchtlichen Teil des Umsatzes in die Marke und ins Marketing investieren.

Mit Italic will Cai auf einem Marktplatz die Zulieferer der Luxusbranche direkt mit Konsumenten verknüpfen. Dadurch sollen die Verbraucher für Produkte einer vergleichbaren Qualität deutlich weniger bezahlen müssen und die Produzenten trotzdem mehr Geld verdienen können. Mit 15 Fabriken haben die Italic-Macher bereits eine Partnerschaft vereinbart.

Aktuell sind über Italic Hand- und Umhängetaschen aus Fabriken, die sonst angeblich für Céline und Prada produzieren, erhältlich. Während für Céline-Totebags teilweise vierstellige Beträge aufgerufen werden, rangieren die Taschenpreise bei Italic zwischen 150 und 250 US-Dollar. Hinzu kommen Lederjacken für 425 US-Dollar, die vom gleichen Hersteller stammen sollen, der sonst für J.Brand produziert.

Ebenfalls im Sortiment sind lederne Geldbörsen aus einer für Prada tätigen Fabrik (40 bis 125 US-Dollar), Kaschmirschals aus einer Burberry-Fabrik (95 US-Dollar) und Bettwaren (70 bis 100 US-Dollar) von einem Produzenten, der sonst Luxushotelketten wie Four Seasons und Ritz Carlton beliefert. Demnächst sollen Brillen, Hautpflege-Produkte, „Athleisure“-Kleidung, Zahnbürsten und Koffer folgen.

Keines der Produkte trägt ein Logo. Vom Design her sollen die auf Italic verfügbaren Artikel keine kompletten Kopien sein. Entweder erstellen die Hersteller die Designs, oder Italic hilft aus, falls der Produzent nicht über ein entsprechendes Team verfügt. Italic beschäftige u.a. ehemalige Mitarbeiter von Calvin Klein und Armani.

Der Mode-Fachblog Glossy bringt die Gründung von Italic auch in Zusammenhang mit der sich verändernden Beziehung zwischen Herstellern und Luxusmarken. So hätten zuletzt Marken wie Gucci ihre Produktion ins eigene Haus verlagert, um mehr Kontrolle über Prozesse und deren Geschwindigkeit zu erlangen. Andere Luxusmarken hätten ihre Produktion teilweise nach China verlegt.

Die Anmeldung zur Plattform Italic ist nur auf Einladung möglich. Jeder Nutzer darf zwei Artikel im Monat bestellen. Beliefert werden derzeit nur Nutzer aus den USA. Aktuell ist die Anmeldung kostenlos, später einmal soll eine Mitgliedschaft bei Italic 120 US-Dollar im Jahr kosten (Quelle: omr.com).

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