Basels Reaktion auf das Aus der Swatch Group

Nach dem Branchen-Paukenschlag am Wochenende lässt Basels Reaktion auf das Aus der Swatch Group nicht lange auf sich warten. Man will mit „zahlreichen neuen Ideen und Formaten“ das Bestehen der Messe sichern.


Basels Reaktion auf das Aus der Swatch Group kam prompt. Die Ankündigung „zahlreicher Innovationen“ soll wohl unsichere Aussteller und potenzielle Besucher beruhigen. Das Fernbleiben der Swatch Group kommentierte René Kamm, CEO der MCH Group, folgendermaßen: „Wir bedauern die Entscheidung der Swatch Group außerordentlich. Die Absage kommt für uns umso überraschender, als sie uns zu einem Zeitpunkt ereilt, an dem ein neues Management mit neuem Team, neuem Esprit und mit vielen neuen Ideen antritt.“

Damit meint er wohl die Transformation der Baselworld von einer Order- zu einer attraktiven Marketing-, Kommunikations- und Eventplattform, die mit Hochdruck vorangetrieben wird. Der seit 1. Juli neue Managing Director der Baselworld, Michel Loris-Melikoff, bestätigt: „Es werden zahlreiche neue Formate und Ideen präsentiert und implementiert.“ So soll sich das Geschehen auf die Halle 1 fokussieren. Beispielsweise werden in 1.0 Süd – die in diesem Jahr nicht bespielt wurde – die Highlights aus Les Atéliers präsentiert. In Halle 1.1 entsteht mit „The Loop“ ein Ausstellungsareal zur Kunst der Uhrmacherei. Oder in Halle 1.2 werden im „Show Plaza“ die besten Schmuckhersteller versammelt.

Basels Preisniveau soll sinken

Außerdem reagiert die Messe auf den Wunsch der Aussteller und Besucher nach einer gemäßigteren Hotellerie und Gastronomie. Ziel sei es, eine Charta mit Partnerhotels abzuschließen. Sie sollen ein vernünftiges Preisniveau garantieren und im Gegenzug als Partnerhotels der Messe empfohlen werden.

Dass das neue Konzept ohne Absprache mit den Ausstellern der Baselworld umgesetzt wurde, wie es in der NZZ veröffentlicht wurde, dem widerspricht Loris-Melikoff deutlich. Bereits Anfang Mai habe man eine Ideensammlung dem Comitè Consultatif vorgestellt. Ende Juni dann das Grobkonzept den Vertretern der Schweizer Ausstellern präsentiert. Und am 4. Juli wurde es dem Comitè Mondial vorgestellt. Bei beiden Comitè-Sitzungen war laut Aussagen der Baselworld ein hochrangiger Manager der Swatch Group anwesend. „Selbstverständlich habe ich dabei Inputs erhalten, die entsprechend aufgenommen wurden. All unsere Ideen entstehen in enger Abstimmung mit unseren Ausstellern“, so Loris-Melikoff. Und sagt weiter: „Natürlich ist die Absage der Swatch Group für die Baselworld extrem bedauerlich. Dessen ungeachtet sind wir von unserem Konzept überzeugt und werden es gemeinsam mit den anderen Key Playern der Branche umsetzen.“

Hayek nimmt sich kein Blatt vor den Mund

Auch nach der Bekanntgabe des Messe-Aus der Swatch Group bleibt deren CEO Nick Hayek angriffslustig und kritisiert vor allem den teuren, 2013 fertig gestellten Messebau: „Wir sind nicht dazu da, eine teure Halle von Herzog & de Meuron zu amortisieren.“ Und meint weiter an die Messebetreiber der MCH Group: „Das Unternehmen beschäftigt sich zu sehr mit der Optimierung und Amortisierung seines neuen Gebäudes, statt den Mut zu echten Fortschritten und tiefgreifenden Veränderungen aufzubringen.“ Die Kritik an der Messe ist allerdings nicht neu. Bereits die Verwaltungsratspräsidentin der Swatch Group, Nayla Hayek, übte im März Kritik und sagte damals dem „Blick“ klar: „Wir können auch ohne Messe überleben. Die Messe braucht uns, nicht wir sie.“

Schneeballeffekt vorprogrammiert?

Nun stellt sich die Branche natürlich die Frage, wie es die anderen großen Aussteller im nächsten Jahr halten werden. Jean-Claude Biver, Chef der LVMH-Uhrendivision, meinte in der „NZZ am Sonntag“ lediglich, dass LVMH vorläufig in Basel bleibe. Jedoch müsse sich die Messe deutlich verändern. Im März sagte er bereits: „Es braucht mehr Diskussionen, Konferenzen, Animationen und Foren.“ Generell sei er der Meinung, dass die Messe mehr unternehmen solle, um das Publikum anzusprechen.

Allgemeine Handelsveränderung?

Das Aus des bisher größten Ausstellers auf der Baselworld ist jedoch nicht nur ein brancheninternes Thema. Zahlreiche Medienberichte, eine enorme Aufmerksamkeit und viele Kommentare in den Social Media belegen das. Es herrscht allgemein eine veränderte Stimmung im Handel. Oft wird die Frage gestellt, ob eine Messe in Zeiten des Internets, Social Media & Co. überhaupt noch zeitgemäß sei. Waren Messen früher als Order- und Geschäftsplattformen bekannt, sind sie in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu Kommunikationsforen geworden. Man trifft sich, man tauscht sich aus, man plaudert. Geordert wird dann aber zu anderen Zeitpunkten.

Eigene Roadshows, Collection Days, Kollektionspräsentationen sind wieder vermehrt zu finden. Die Tatsache, dass immer mehr Marken ihren Verkauf selbst in die Hand nehmen – sei es online oder in eigenen Boutiquen – zeigt, dass der Fachhandel seinen Stellenwert nach und nach einbüßt.

Ob das Aus der Swatch Group auf der Baselworld dabei auch für die gesamte Handelslandschaft eine wichtige Rolle spielen wird, wird sich zeigen.

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