75 Jahre Schweizer Bahnhofsuhr – Der neue Mondaine-Chef im Gespräch

Mondaine will es wissen und startet in Deutschland mit eigenem Vertrieb. Das Team von Bernd Kozlowski wird künftig durch Oliver Glück erweitert, verrät Niels Møller, seit einem halben Jahr CEO der Mondaine-Gruppe, im Interview mit „Blickpunkt Juwelier“.


Blickpunkt Juwelier: Herr Møller, in der Marlox-Zeit war Mondaine eine Marke unter vielen, nun hat der Hersteller den Vertrieb selbst in die Hand genommen. Welche Vorteile hat dies für den Juwelier?

Niels Møller: Unter Marlox lag der Schwerpunkt hauptsächlich auf Esprit, für Uhren und Schmuck. Generell sind wir der Auffassung, dass die Fokussierung auf wenige Marken und der direkte Kontakt zum Hersteller Vorteile für beide Seiten haben. Informationen kommen aus erster Hand und werden nicht durch den Distributeur gefiltert. Genauso ist es mit dem Feedback aus dem Handel. Für uns ist es wichtig, dass wir die Bedürfnisse unserer Kunden kennen, diese direkt bekommen und verarbeiten können. Nur so kann eine nachhaltige Geschäftsbeziehung aufgebaut werden, von der alle profitieren.

BJ: Wie stabil laufen die Geschäfte im Heimmarkt, den Sie selbst betreuen?

Møller: Mondaine Watch Ltd. hat sich seit der Gründung 1951 zu einem führenden Unternehmen der Schweizer Uhrenindustrie entwickelt. Der Schweizer Markt nimmt bei Mondaine schon immer eine besondere Rolle ein. Das ikonische Design der Schweizer Bahnhofsuhr ist fest in der Kultur der Schweiz verankert. Man kann fast sagen, die Uhr ist allgegenwärtig – nicht nur durch die Verbreitung an allen Bahnhöfen – und gehört genauso zur Schweiz wie Taschenmesser oder Schokolade. Daher ist unser Heimmarkt eine feste Größe. Dank unserer fortlaufenden Innovationen in den vergangenen Jahren wie Stop2go, Paychip oder unsere nachhaltige Kollektion „essence“ konnten wir uns immer wieder attraktiv für Händler und Verbraucher machen.

BJ: Welche Bedeutung hat der deutsche Markt derzeit für die Marke und welche Erwartung stellen Sie an das Team?

Møller: Durch die Nähe zum Schweizer Heimmarkt hat Deutschland eine große Bedeutung für Mondaine. Nicht nur die Größe des Marktes und die wichtige Position innerhalb Europas macht Deutschland zu einem Fokusmarkt mit großem Potenzial, den wir ausbauen möchten. Als Firma sind wir auch hier wegweisend in puncto Nachhaltigkeit aktiv: Seit fast 30 Jahren beschreiten wir als Firma, Marke und mit unseren Produkten eine Vorreiterrolle. Wir folgen hier also keinem aktuellen Trend, sondern wir eilen diesem Trend voraus, der in Deutschland und global sehr aktuell ist.

BJ: Wird es eine deutsche Niederlassung geben?

Møller: Wir haben in Deutschland eine eigene Vertriebsagentur mit unserem Vertriebsleiter Bernd Kozlowski gegründet, der die Marken Mondaine, Luminox und M-Watch in Deutschland vertritt. Ab 1.1.2020 bauen wir diese mit dem Gebiets-Verkaufsleiter Oliver Glück aus.

BJ: Arbeiten Sie mit freien Handelsvertretern oder mit festen Außendienstmitarbeitern?

Møller: Wir befinden uns ja noch im Aufbau. Aktuell findet der Vertrieb über eine Person statt, was selbstverständlich für einen so großen Markt wie Deutschland nicht ausreicht. Daher nehmen wir ab 2020 eine weitere Person dazu und denken darüber nach, das Team durch freie Handelsvertreter zu ergänzen, um eine optimale Betreuung der Händler zu gewährleisten.

BJ: Welche Rolle und Bedeutung spielt der Juwelier für den Vertrieb von Mondaine in Deutschland?

Møller: Durch Umfragen haben wir herausgefunden, dass der stationäre Handel eine sehr wichtige Rolle für unsere traditionellen Kunden einnimmt. Diese schätzen die persönliche Beratungsleistung und die Gelegenheit, die Modelle am Handgelenk ausprobieren zu können um Unterschiede und Mehrwert direkt erfahren zu können. Um eine Marke langfristig erfolgreich aufbauen zu können, ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Fachhändler entscheidend. Daher unterstützen wir auch den Händler bei seinen Maßnahmen, bieten Schulungen an und fördern den Austausch mit ihm als wichtigen Mittler zum Konsumenten.

BJ: In welche Art von Juweliergeschäft passt Mondaine eigentlich nicht?

Møller: Der Händler kennt seine Kunden eigentlich am besten. Die Marke Mondaine bedient sowohl eine junge Zielgruppe, die eine hohe Design-Affinität hat und dem aktuellen Zeitgeist, wie zum Beispiel der Nachhaltigkeit folgt, als auch einer älteren Zielgruppe, die Wert auf klassisches, alltagstaugliches Design und gute Ablesbarkeit legt. Genau hier setzt die Schweizer Bahnhofsuhr die Benchmark. Mondaine bietet sowohl für Männer als auch für Frauen eine breite Auswahl an Modellen und positioniert sich preislich bewusst im unteren Segment der Qualität „Swiss Made“, was unserer eigenen Fabrik in Solothurn geschuldet ist. Wir sehen unsere Produkte als sinnvolle Ergänzung eines gut sortierten Fachhändlers, der Wert auf hochwertiges Design und Qualität zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis legt.

BJ: Sehen Sie die Marke eher im Trendgeschäft, bei hochwertigen Juwelieren als Abrundung nach unten oder bei designorientierten Anbietern?

Møller: Dadurch, dass die Schweizer Bahnhofsuhr als Ikone und einer der Klassiker der Schweizer Uhren gilt und auch durch die Tatsache, dass das 75-jährige Design zum Beispiel im MoMA (Museum of Modern Art) in New York ausgestellt ist, gibt es viele Möglichkeiten, Mondaine bei designorientierten Shops zu verkaufen. Die „essence“-Linie mit ihrem innovativen Nachhaltigkeits-Aspekt hat hohen Lifestyle-Charakter und bietet damit sogar Concept-Stores eine gute Möglichkeit der Platzierung. Die Schweizer Qualität aus unserer eigenen Produktion in Solothurn muss sich auch nicht im hochwertigen Umfeld verstecken.

BJ: Die Uhren von Mondaine sind durch ihr zeitloses Design nicht saisonabhängig. Braucht es für diese Uhren im stationären Handel eigentlich Rabatte?

Møller: Rabatte braucht es immer dann, wenn sich Ware nur schwer abverkaufen lässt. Unser zeitloses Design ist eher saisonunab-hängig und kann daher relativ stabil angeboten werden. Dennoch bieten wir natürlich saisonale Neuheiten an. Für uns ist das ein wichtiger Aspekt, die Vielseitigkeit des klassischen Designs zu untermauern: Beispielsweise kann man mit einem einfachen Bandwechsel aus einer sehr klassischen Uhr, die sowohl zum Business-Anzug als auch zur Abendgarderobe passt, eine sportliche Lifestyle-Uhr machen, die man auf das modische Outfit abstimmen kann.

BJ: Mondaine ist auf Amazon vergleichsweise preisstabil. Wie kommt das?

Møller: Mondaine ist eine klassische Uhr für alle Gelegenheiten. Statt Rabatte zu geben, setzen wir verstärkt auf andere Marketing-Maßnahmen, wie zum Beispiel „Gift with purchase“. Ein zusätzliches Armband wird von den Kunden gut angenommen und schafft zusätzliche Kaufanreize. Wir haben unsere Amazon-Strategie geändert, wovon die Marke und der stationäre Handel profitieren.

BJ: Im Heimmarkt Schweiz sieht man Mondaine auch überall dort, wo Touristen sind. Sind Ihnen die Touristen-Hotspots für den deutschen Markt ebenfalls wichtig?

Møller: Touristen, die in der Schweiz eine Mondaine-Uhr kaufen, möchten ein typisches, authentisches Stück Schweiz mit nach Hause nehmen. Dies stellt für uns eine einmalige Situation dar, die sich selten wiederholen lässt. Und da die klassischen Routen der Touristen – vor allem aus Fernost – auch durch Deutschland gehen, sehe ich keinen Grund, warum sich diese Uhren nicht auch hier gut verkaufen lassen.

Zur Person: 

Seit Herbst ist Niels Møller CEO bei Mondaine und damit Nachfolger von Bernd Stadlwieser, der Chef der MCH-Group (Baselworld) geworden ist. Als CEO des Schweizer Uhrenherstellers ist er verantwortlich für die Marken Mondaine, Luminox, M-Watch und Pierre Cardin. Niels Møller ist Experte in den Bereichen internationales Marketing, Sales und E-Commerce und begleitete Transformationsprozesse, unter anderem die strategische Neuausrichtung von Pandora in Zentraleuropa zwischen 2013 und 2016.

Die Brüder André und Ronnie Bernheim konzentrieren sich als Firmeninhaber und Verwaltungsräte von Mondaine auf die strategische Ausrichtung der Gruppe, die Förderung von Innovationen und den Ausbau der Geschäftsfelder.

Den Vertrieb im deutschen Markt leitet Bernd Kozlowski, der nach seiner Zeit bei Thomas Sabo die Marke Nomination in Deutschland revitalisiert hatte. Neben Mondaine steht die Uhrenmarke Luminox im Fokus des Vertriebs. Ab Januar ergänzt Oliver Glück das Außendienstteam.

Mehr Informatioinen unter:

de.mondaine.com sowie www.luminox.de

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