Erst Räumungsverkauf, dann Neueröffnung

Erika und Ingo Müller gaben ihre Weidenauer Goldschmiede in Siegen aus Altersgründen auf. Noch während des Räumungsverkaufs entschieden sich die beiden Söhne dafür, das Geschäft zu übernehmen.


Nach mehr als zwei Jahrzehnten entschieden sich Erika (72) und Ingo Müller (69) im vergangenen Jahr, ihre Weidenauer Goldschmiede in Siegen (Nordrhein-West-falen) aufzugeben und das Rentnerdasein zu genießen. Monate zuvor hatten sie zufällig in einem Fachmagazin einen interessanten Bericht über Alexander Schmidt gelesen. Der Handelsberater bietet seit mehr als 17 Jahren professionelle Lösungen und Konzepte für Räumungsverkäufe aufgrund von Geschäftsaufgabe und diverse andere Verkaufsaktionen an. Ehepaar Müller setzte sich mit ihm in Verbindung und fasste schließlich den Entschluss, den Fachmann aus Au am Rhein mit der Räumung der Goldschmiede (90 qm groß) im Einkaufszentrum zu beauftragen. Sohn Matthias Müller (50): „Alles lief sehr professionell, dabei für uns sehr ungewöhnlich ab. Sämtliche Schaufenster wurden verklebt, um die Kunden neugierig zu machen. In den Schränken und Schubladen blieb keine Ware mehr, alle Produkte wurden in den Auslagen gezeigt.“ Der Ausverkauf startete im Oktober vergangenen Jahres mit 10 bis 20 % Nachlass. Eine Mitarbeiterin von Schmidt unterstützte Ehepaar Müller und sein vierköpfiges Verkaufsteam vor Ort. „In Spitzenzeiten hatten wir 120 Kunden am Tag“, erzählt Matthias Müller. Abend für Abend wurden Umsätze und Kundenzahlen an das Büro Schmidt geschickt und dort die Höhe der Bons analysiert. „Wenn die Bons zu niedrig waren, hat Herr Schmidt sofort reagiert und in der begleitenden Werbung beispielsweise den Schwerpunkt auf Diamantschmuck gelegt. Aber nie reißerisch und stets mit Stil“, berichtet er.

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Noch während des Ausverkaufs entschied sich Matthias Müller, der gelernter Kaufmann ist, zusammen mit seinem Bruder, Goldschmiedemeister Hero Müller (44), das Geschäft der Eltern weiterzuführen. Auch hier war Schmidt hilfreich. „Er gab den Anstoß dafür, die Goldschmiede umzubenennen und damit ganz klar nach außen den Neuanfang zu dokumentieren.“ Aus der Weidenauer Goldschmiede wurde Juwelier Müller, Gespräche mit der Bank und Ladenbauern liefen parallel zum weitergehenden Ausverkauf. Ende Dezember war es soweit: 95 % der Ware war abverkauft und die beiden Söhne übernahmen endgültig die Leitung des Geschäfts. „Ohne die Anleitung und das Konzept von Herrn Schmidt hätten wir das nicht geschafft. Jetzt haben unsere Eltern im Alter noch ein schönes Sümmchen zum Verleben“, sagt Matthias Müller.

Seine Eltern sind froh, dass ihr Geschäft in Familienhand bleibt – und die Goldschmiedin sowie die vier Mitarbeiter im Verkauf ihren Arbeitsplatz behalten können. Die beiden engagierten Söhne haben bereits eine fünfstellige Summe investiert, davon Maschinen und neue Technik angeschafft, das Trauringstudio erweitert und drei Bedienplätze im Geschäft eingerichtet.

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